Offener Brief an Vizepräsidentin Neelie Kroes

Offener Brief zu Händen von Vizepräsidentin Neelie Kroes
Erreichbarkeit der 112-Notrufdienste in Europa

2011 führte die Europäische Union der Gehörlosen (EUD) eine Kampagne zur schriftlichen Erklärung über die Zugänglichkeit des Notrufs 112 in ganz Europa an. Sie wurde von fünf verschiedenen Abgeordneten des Europäischen Parlaments gemeinsam vorgelegt und erwies sich als sehr erfolgreich: 483 Unterschriften wurden gesammelt, eine Rekordzahl für das Europäische Parlament im Zeitraum 2009-2014. Eine formelle Antwort der Europäischen Kommission auf die vorgeschlagenen Maßnahmen hat die Gehörlosengemeinschaft jedoch bisher nicht erreicht.

Die EUD ist eine gemeinnützige europäische NRO, die sich aus nationalen Gehörlosenverbänden zusammensetzt und Mitglieder in allen 27 EU-Mitgliedstaaten sowie in Island, Norwegen und der Schweiz hat. Sie vertritt die mehr als 800.000 gehörlosen Gebärdensprachbenutzer in der EU und setzt sich für die Gleichstellung im öffentlichen und privaten Leben ein, indem sie das Recht auf die Verwendung einer Gebärdensprache anerkennt, was zu einer Befähigung durch Kommunikation und Information sowie zur Gleichstellung in Bildung und Beschäftigung führt. Sie wird durch das PROGRESS-Programm der Kommission finanziert und ist Vollmitglied des Europäischen Behindertenforums (EDF).

In der schriftlichen Erklärung 35/2011 wurde die Kommission aufgefordert, Legislativ- und Normungsvorschläge vorzulegen, um die 112-Dienste für alle Bürgerinnen und Bürger vollständig zugänglich zu machen, einschließlich der Nutzer von Gebärdensprache und Personen, die schwerhörig sind oder aus anderen Gründen kein sprachgesteuertes Telefon benutzen können. Die Kampagne setzte sich für die Entwicklung vollständig zugänglicher und zuverlässiger 112-Dienste der nächsten Generation ein, die unabhängig von Geräten und Netzen sind und auf dem Konzept der "Total Conversation" beruhen, wie es in dem von der Kommission bis Juni 2012 finanzierten Projekt REACH112 weiterentwickelt und verfeinert wurde. Dieses Projekt war sehr erfolgreich, allerdings haben finanzielle Einschränkungen in einigen Mitgliedstaaten dazu geführt, dass eine Reihe von zugänglichen Diensten aufgegeben werden musste.

Die EUD fordert Sie heute, am Europäischen Tag der 112, dringend auf, in dieser Angelegenheit tätig zu werden, um sicherzustellen, dass jeder Bürger Zugang zu lebensrettenden Diensten hat, nicht nur für sich selbst, sondern auch, um anderen im Bedarfsfall zu helfen. Mein Team und ich würden uns freuen, weitere mögliche Schritte mit Ihnen persönlich oder in einem offenen Gespräch mit einem Gebärdendolmetscher zu besprechen, um sicherzustellen, dass Ihre Botschaft die europäische Gehörlosengemeinschaft direkt erreicht.

Mit freundlichen Grüßen,

Mark Wheatley
Exekutivdirektor der EUD

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